Psychologische Sicherheit – ein Ansatz der rockt!

Was bringt eine Pflegekraft dazu, während der Visite auf eine wahrscheinlich falsche Medikation des Oberarztes hinzuweisen? Was motiviert einen Lehrling, im Shopfloor-Meeting dem Produktionsleiter die Frage zu stellen, ob es nicht doch besser wäre, ein zu bearbeitendes Werkstück anders zu fixieren? Was veranlasst eine ausgewiesene Fachexpertin gerade in der Situation, in der sie sich auskennen sollte, um Hilfe zu bitten?

Bei unsicheren Rahmenbedingungen und Situationen mit höherer Komplexität ist es für erfolgreiche Teams unerlässlich, offen über unangenehme Fakten, über mögliche oder tatsächliche Fehler zu reden, Hilfe anzufordern, Verletzlichkeit und Unsicherheit zu zeigen bzw. unangenehme Fragen zu stellen. Riskantes Verhalten (Probleme ansprechen, Hilfe erbitten…) darf in diesen Situationen keine negativen Konsequenzen haben. Im Gegenteil: Teammitglieder sollten dazu ermutigt werden. Die Pflegekraft darf nicht vor der gesamten Mannschaft zurechtgewiesen werden, der Lehrling darf nicht heruntergemacht und vielleicht als Strafe für sein vorlautes Verhalten mit schweren Aufgaben bestraft werden. Die Fachexpertin sollte nicht in ihrer Expertise angezweifelt werden und vielleicht von einem Projekt abgezogen werden. Alle drei müssten sogar in ihrem Verhalten bestärkt werden.

Psychologische Sicherheit als Erfolgstreiber

Wir reden hier von Psychologischer Sicherheit (psychological safety), einem von der amerikanischen Psychologin Amy Edmondson in ihrem Buch „The Fearless Organization“ formulierten Konzept.

Psychologische Sicherheit steigert nachweisbar Leistung, Arbeitszufriedenheit, Engagement und das sogenannte Lernverhalten, also den laufenden Erfahrungsaustausch sowie den Wissenstransfer innerhalb eines Teams. Diese Fähigkeiten sind gerade in der heutigen VUCA-Welt zwingend erforderlich. In erfolgreichen Teams ist es gang und gäbe, dass Probleme klar angesprochen und Ideen aktiv eingebracht werden. Das sogenannte „Speaking Up“, das Aussprechen kritischer Dinge, erfolgt ohne negative Konsequenzen.

Psychologische Sicherheit hat auch sehr viel mit einer Vertrauenskultur zu tun, wobei Vertrauen sich mehr auf einzelne Personen bezieht und Psychologische Sicherheit mehr ein Gruppenphänomen bzw. eine gelebte Gruppennorm, also einen Kulturaspekt darstellt.

Was sind die Voraussetzungen der Psychologischen Sicherheit?

Psychologische Sicherheit kann auf vielen Ebenen entstehen. Wie bei vielen ähnlichen Konzepten liegt ein wesentlicher Schlüssel dazu in den Händen der Führungskräfte: Schenkt Vertrauen, seid Vorbild, sprecht Probleme offen an, ermutigt auch Euer Team, Probleme anzusprechen, seid sichtbar, stellt Fragen, stärkt die Kommunikation im Team, behandelt Mitarbeitende als individuelle Persönlichkeiten, seid konsequent bei Normverstößen.

Aber auch klare Strukturen im Team mit klaren Verantwortlichkeiten, offener Kommunikation, hoher Aufmerksamkeit und Neugierde lässt Psychologische Sicherheit entstehen. Ein erfolgreiches Team versteht Zusammenarbeit eher als Lernen bzw. Entwickelungsprozess und nicht nur als das Erfüllen von Aufgaben.

Hebel der Psychologischen Sicherheit (Quelle: Biemann & Weckmüller, 2021)

Wie können wir Psychologische Sicherheit entwickeln?

Der Aufbau und die Entwicklung von Psychologischer Sicherheit geht nicht von heute auf morgen, sondern ist ein Prozess. Der Fortschritt sollte daher regelmäßig gemessen werden, um auch gezielt Maßnahmen zur Steigerung setzen zu können.

Wir haben dazu ein einfaches Befragungs-Tool mit 12 Fragen entwickelt, das die Hebel der Psychologischen Sicherheit misst. Wir setzen diese Fragen entweder als Stand Alone-Tool, den PS-Monitor, ein, oder integrieren diesen in größere Mitarbeiterbefragungen.

Output des PS-Monitors von pluswert

Der Output ist ein PS-Diagramm der Ausprägungen, PS-Indizes als KPI und ein PS-Portfolio, das genau zeigt, welchen Einfluss die einzelnen Aspekte auf die Psychologische Sicherheit in der jeweiligen Organisation haben.

Der Statusbefund, wie die Psychologische Sicherheit im gesamten Unternehmen bzw. in einzelnen Organisationseinheiten ausgeprägt ist, dient als Basis, um Hot Spots zu identifizieren. Eine unserer Kernkompetenzen sind darüberhinaus, innovative Treiberanalysen, die die Wichtigkeit der einzelnen Aspekte der Psychologischen Sicherheit analysiert. Erst dadurch ist es möglich, Maßnahmen zielgerichtet zu entwickeln.