Happy Birthday, Immanuel, und danke für diese drei Erkenntnisse!
Immanuel Kant, der große Philosoph aus Königsberg, dem heutigen Kaliningrad, feiert heuer seinen 300. Geburtstag. Aus diesem Grund häufen sich zur Zeit Bücher und Fachzeitschriften über sein Leben und Wirken.
Seine Ideen sind aber nicht nur für philosophisch Interessierte, sondern auch für Führungskräfte und das Management hilfreich. Ich möchte daher drei Aspekte aus dem Denken von Immanuel Kant vorstellen, die für Menschen in Unternehmen wesentlich sein können. Was sagen sie uns und welchen Einfluss sollen sie auf unser Denken, aber auch Tun und Handeln haben.
Selbstbefreiung des Menschen aus seiner Unmündigkeit
Dieser Gedanke soll uns Menschen (in Organisationen) jeden Tag bewusst gemacht werden. Es liegt laut Kant an uns selbst, sich unseres eigenen Verstandes mit Mut zu bedienen. Es geht in erster Linie darum, Meinungen und Wertvorstellungen anderer kritisch zu hinterfragen. Kant verwendet hier den wunderbaren Begriff: „Selbstdenken“.
Es ist ein wichtiger Schritt, aus der eigenen, oft selbstverschuldeten Unmündigkeit herauszutreten. Auch wenn wir heutzutage zum Glück – zumindest hierzulande – nicht mehr in unterjochenden Regimen leben müssen, es gibt dennoch viele Verführungen, die Einfluss auf unsere Meinungen und Einstellungen gewinnen wollen.
Durch das Selbstdenken und Hinterfragen dieser Beeinflussungen sollten wir in der Lage sein, unredliche von wichtigen zu unterscheiden.
Manchmal reicht es völlig aus, die oft nur eigennützigen Influencer ihre Argumente einfach begründen zu lassen, zum Beispiel durch die Frage „Cui bono?“, also wem nützt’s.
Mit dieser kraftvollen Frage gelingt es besser, Unsinniges, wie z.B. einen total angesagten Management-Hype, der gerade durchs Dorf gejagt wird, zu hinterfragen. Begegnen wir doch einmal den Aufrufen dieser Key Note-Prediger „Das müsst ihr unbedingt jetzt genauso machen!“ mit der Frage „Wozu?“.
Das hilft gut dabei, eigennützig vorgetragene Aufforderungen von Warnungen über wichtige Veränderungen am Markt unterscheiden zu können. Nutzen wir doch – nach Kant – häufiger unseren eigenen Verstand, geben wir uns nicht schnell mit Stehsätzen zufrieden und klopfen wir diese fester ab.
Das Verhältnis des Denkens und Wahrnehmens der Wirklichkeit
Die wirklich revolutionäre Erkenntnis Kants ist die Relativierung der objektiven Wirklichkeit. Es ist nicht nur die Wirklichkeit, die unser Wahrnehmen und Denken beeinflusst (ich erkenne ein Buch, das ich vor mir sehe, als Buch), sondern die Wahrnehmung, die wir schnell als die einzige Wahrheit interpretieren, hängt vom individuellen Wahrnehmungsprozess ab.
Die undiskutierbar zu scheinende objektive Wirklichkeit ist eben laut Kant ein Ergebnis dieses Erkenntnisprozesses, und damit nicht absolut wahr. Schnell anwendungsorientiert formuliert, heißt das: die Perspektive macht die Wahrheit.
Diese Abkehr vom Absoluten lässt sich aber laut Kant auch in ethischen Fragen anwenden: es gibt keine generellen Moral- und Wertvorstellungen. Sie sollen gemeinsam „vernünftig“ ausgehandelt werden.
Leitlinien und Werte in Organisationen sind also keine absoluten Gesetze, sondern immer ein Ergebnis eines Verhandlungsprozesses, in dessen Mitte der Mensch und sein freier Wille stehen sollen.
Das Ziel einer gerechten Welt
Kant hat eine Vision, in der er den moralischen Fortschritt des Menschen als ihren Kern betrachtet. In einer gerechten und friedlichen Welt sollen Menschen ihre Fähigkeiten entwickeln und auch zum Wohl der anderen Menschen einsetzen. Jeder Mensch soll auf dieses Ziel hinarbeiten und es unterstützen.
Für das Management bedeutet das zweierlei: im System der Organisation selbst können wir unsere Ausrichtungen auf menschenfreundliche Arbeitsbedingungen maximieren. Und im Kontext der Gesellschaft und des Marktes können wir den Einfluss unserer Organisation auf das globale Ziel Kants, einer gerechten und friedlichen Welt, kontinuierlich auf den Prüfstein stellen. Da sind wir schnell beim ernsthaften und konsequenten Verfolgen von Strategien wie CSR (Corporate Social Responsibility) oder ESG (Environmental, Social, Governance), in der die soziale, ökologische und ökonomische Verantwortung von Unternehmen betrachtet wird.
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