New Work oder lasst uns doch einfach in Ruhe arbeiten!

Der Begriff New Work wird gerade durch alle Gassen gejagt. Unternehmen überbieten sich in der Ausgestaltung von Arbeitsplätzen, die irgendwie den Kriterien von New Work entsprechen sollen. Das Motto dabei lautet ganz nach dem Gründervater der New Work-Bewegung, dem Sozialphilosophen Frithjof Bergmann: „Mache die Arbeit, die du wirklich, wirklich willst.“ Also sollen alle Rahmenbedingungen den Wünschen und dem Wohlbefinden der Belegschaft angeglichen werden. Es gibt dann Wohlfühl-Initiativen, Freitags-Bespaßungen und eine Teamorientierung, die das Wohl aller Mitglieder maximieren will. Führung degradiert sich als die Rolle, die beim gemeinsamen Zwangs-Teamevent für die Bezahlung der Rechnung zuständig ist.

Das „die Mitarbeiter:innen in den Mittelpunkt rücken“ artet in eine Bemutterungs-Kultur aus, oft zusätzlich aufgeladen durch einen an den Haaren herbeigezogenen Unternehmens-Purpose. Das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen wird zur strategischen Priorität und muss mit Aktivitäten laufend befeuert werden.

Viele dieser Initiativen sind ja oft einfach gut gemeint und aus dem Leidensdruck des Fachkräftemangels entstanden. Die Hypothese, dass das Wohlbefinden der Belegschaft einen direkten Einfluss auf die Arbeitgeberattraktivität und den Unternehmenserfolg hat, treibt aber dann die Spirale an Feel Good-Initiativen in die Höhe. Was ist es aber, was Menschen in der Arbeit wirklich, wirklich wollen?

Keine Übergriffigkeit und einfach Ruhe

Ich habe vor ein paar Tagen mit einer größeren Gruppe von Studierenden eines berufsbegleitenden Bachelor-Studiengangs im Bereich IT gearbeitet und dabei die Chance genutzt, mit ihnen den Begriff New Work zu diskutieren. Die Studierenden sind alle in diversen IT-Unternehmen beschäftigt und haben daher einen guten Eindruck, was sich gerade in ihren Unternehmen abspielt.

Im Zuge dieser Diskussion habe ich eine kurze Online-Befragung gemacht, mit der zentralen Frage, wie denn die Arbeit aus ihrer Sicht aussieht, die sie – frei nach Frithjof Bergmann – wirklich, wirklich wollen.

Das Ergebnis möchte ich hier kurz zusammenfassen, weil es doch sehr interessant ist.

Keine großen Überraschungen gab es bei den klassischen Rahmenbedingungen: Im Arbeitsklima konzentrierten sich die Wünsche in Richtung einer guten Teamkultur, offenen Kommunikation und eines respektvollen Umgangs. Entlohnungsthemen wurden kaum geäußert, und wenn, dann drehten sie sich um faire, leistungsgerechte Bezahlung. Die favorisierten Arbeitsplatzbedingungen waren geprägt von dem zentralen Thema Flexibilität in Richtung Raum und Zeit. Alle diese Antworten waren durchaus vorhersehbar.

Eine gewisses Aha-Erlebnis lieferten dann doch die grundlegenden Vorstellungen der Arbeit an sich. Ich fasse das Ergebnis aus der Sicht der Befragten kurz so zusammen: Wir wollen selbstbestimmt, kreativ arbeiten, etwas Neues gestalten. Dabei wollen wir aber in Ruhe gelassen werden. Wir wollen einen unpolitischen Arbeitgeber mit klaren Zuständigkeiten und klaren Hierarchien, wo Leistung zählt. Wir wollen eine klare Trennung von Arbeit und Freizeit. Spaß darf nicht fehlen, aber wichtiger ist selbstbestimmtes Arbeiten geprägt durch Selbstverantwortung.

Das ist doch interessant. Eine offene Diskussionsrunde und der Einsatz eines einfachen Fragetools ergeben ein Bild, welche Arbeit diese jungen Menschen wirklich, wirklich wollen. Und das deckt sich vielleicht nicht ganz mit den Buzzwords gehypter Key Note Speaker.

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