Wie wandlungsfähig sind wir?

Als Spezialisten bei Befragungen (Mitarbeiterbefragungen und Kundenbefragungen) beschäftigen wir uns bereits seit vielen Jahren mit Organisationsentwicklung und dabei primär mit Veränderungen. Befragungen sind ein hochwirksamer Trigger, um Change anzustoßen. In den letzten Jahren befassen sich diese Veränderungsprojekte vor allem mit dem ureigene Betriebssystem von Organisationen, nämlich der Organisationskultur. Man möchte fast meinen, dass unsere Projekte einen Einfluss auf die „Persönlichkeit“ von Organisationen haben. Und da liegt es nahe, sich den aktuellen Forschungsstand der Psychologie bezüglich Veränderbarkeit der menschlichen Persönlichkeit genauer anzusehen.

Die Big Five sind nicht in Stein gemeißelt

Ergebnisse zahlreicher psychologischer Studien des letzten Jahrhunderts ergaben ein Bild der menschlichen Persönlichkeit, die sich in fünf grundsätzliche Eigenschaften aufteilt. Die sogenannten „Big Five“ wurden als zentrale Merkmale definiert: Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit (Mitgefühl), Extraversion und Neurotizismus (emotionale Labilität). Diese Persönlichkeitseigenschaften werden etwa zu 50% genetisch definiert und etwa zu 50% gelernt.

Ursprünglich wurde angenommen, dass die Big Five nach ihrer Ausprägung im Kindes- und Jugendalter über das weitere Leben konstant bleiben. Das wurde nach aktuellen Forschungen widerlegt. Es gibt also doch Veränderungen, wenn auch geringe, über die gesamte Lebensspanne.

Was fördert die Veränderung unserer Persönlichkeit? 

Einen alten Baum verpflanzt man nicht. Dieses gängige Zitat steht stellvertretend für ein Meinungsbild der Unveränderbarkeit des Menschen, insbesondere im Alter. Die deutsche Psychologieprofessorin Cornelia Wrzus von der Uni Heidelberg versucht den Wirkmechanismen der Veränderung auf den Grund zu gehen. Sie entwickelte ein eigenes Modell, das sie TESSERA nennt. Tesserae ist der lateinische Ausdruck für kleine Mosaiksteinchen. Sie dienen als Bild dafür, dass eine Vielzahl von Rahmenbedingungen erforderlich sind, um Änderungen der Persönlichkeit zu bewirken:

1. Auslöser-Situationen: Trigger, die einen Leidensdruck entstehen lassen.
2. Erwartungen: die Entwicklung einer Veränderungsmotivation.
3. Aktueller Status: laufend – mit einer gewissen Ausdauer – wiederholende Verhaltens-, Denk- und Gefühlsmuster, die neue Gewohnheiten ausprägen.
4. Reaktion: Wie reagiert das Umfeld? Wird das neue Verhalten auch positiv verstärkt?

Interessant sind ganz aktuelle Befunde von Cornelia Wrzus. Sie besagen, dass die Veränderungen der eigenen Persönlichkeit auch im Alter möglich sind. Die stärkste Bandbreite an Veränderungen ist jedoch im jungen Erwachsenenalter beobachtbar.

Was können wir daraus für das Management von Organisationen lernen? 

In der Mikroperspektive – nämlich der Sicht auf den einzelnen Menschen – bedeuten diese Forschungsergebnisse, dass Menschen in ihrer Persönlichkeit veränderbar sind. Je älter, desto geringer ist aber der Veränderungsmöglichkeit.

Es benötigt grundsätzlich Leidensdruck als Trigger und dann eine Start-Motivation. In weiterer Folge Ausdauer für den Gewöhnungseffekt samt einem fortwährenden positiven Feedback, um tiefergehende Veränderungen zu erzeugen.

Für Organisationen und hier insbesondere für so schwer greifbare Themen, wie Organisationskultur können wir das Gleiche annehmen: es benötigt einen starken Trigger (dazu können zum Beispiel Ergebnisse einer Mitarbeiterbefragung oder Kundenbefragung dienen) und dann ein Mosaik verschiedener Einflussfaktoren:

• Schaffe Erwartungen und eine Motivationsdynamik, zum Beispiel durch eine attraktive Vision, ein Gefühl der Gemeinschaft, die Dynamik eines Change Projektes.
• Sorge mit Ausdauer für häufige Wiederholungen der Verhaltensweisen, die zu deiner Vision bzw. deinen Zielen führen, gegebenenfalls unterstützt durch Rituale.
• Mache das Veränderungsgeschehen laufend zum Thema von Diskussionsrunden, Reflexionsräumen, also denke und rede kontinuierlich darüber.
• Und final: Belohne durch positives Feedback.

Interesse, Veränderungen gezielt herbeizuführen? Zum Beispiel mit professionellen Feedbacktools von pluswert. Schreiben Sie uns doch einfach in unser Kontaktformular, was Sie beschäftigt.