5 Jahre Evaluierung psychischer Belastung

Seit 2013 ist im ArbeitnehmerInnenschutzgesetz (ASchG) in Österreich der Arbeitsschutz um den Themenkomplex der psychischen Gefährdung ergänzt. Mittels normgerechter Verfahren (ÖNORM DIN ISO EN 10075) wird in Organisationen die psychische Fehlbelastung – gemessen in vier Belastungsdimensionen (Arbeitsmerkmale, Arbeitsorganisation, Sozialklima und Arbeitsplatzbedingungen) – evaluiert.

Nach 5 Jahren Praxis in verschiedenen Projekten in Österreich und Deutschland ergibt sich für pluswert eine Fülle von Erfahrungswerten, die wir im Rahmen des 20. PASIG-Workshops: „Psychologie der Arbeitssicherheit und Gesundheit Motto: Voneinander lernen und miteinander die Zukunft gestalten“ in Salzburg, am 11. September 2018 präsentiert haben.

ABS GRUPPE ALS EFFIZIENTES WORKSHOP-VERFAHREN

Mit dem Verfahren ABS Gruppe (Molnar, Prinkel & Friesenbichler 2012) steht ein normgerechtes Workshop-Verfahren zur Verfügung, in dem qualifizierte ModeratorInnen mit einer möglichst homogenen Gruppe von ca. 6-12 MitarbeiterInnen innerhalb von etwa vier Stunden deren arbeitsplatzbedingte psychische Belastung ermitteln. ABS Gruppe zeichnet sich durch eine klare Struktur aus, die Ergebnisse sind partizipativ erarbeitet und transparent dargestellt (Prettenhofer 2015c).

Eine Analyse von 121 ABS Gruppe-Workshops in Industrie & Pflege zeigen berufsgruppenspezifische Schwerpunkte von Belastung.

Emotionsarbeit („Freundlichkeitsdruck“) und Daueraufmerksamkeit ist typisch für Tätigkeiten am Menschen (Pflege, Ärzte/Therapie), in der Produktion ist die Tätigkeit eher eintönig („zu viel auf einmal“ wird dort selten genannt), Entwicklungsmöglichkeiten fehlen, die Bedingungen am Arbeitsplatz stehen auch stärker im Fokus. In beiden Branchen wird über Belastung durch zu wenig Rückmeldungen zur Arbeit und zu wenig Mitsprache berichtet.

PSYBEPLUS ALS WIRKSAMES FRAGEBOGEN-VERFAHREN

Der PsyBePLUS ist ein von pluswert entwickeltes Screening-Verfahren zur Ermittlung und Beurteilung von psychischer Belastung am Arbeitsplatz (Prettenhofer, A., Paninka, J. & Strack, M. ,2014a).

Wir haben in einer Reanalyse von Ergebnissen in den Branchen Industrie und Pflege die Verbindung von Herzbergs Zwei-Faktoren-Theorie mit dem Belastungs-Beanspruchungsmodell analysiert: Die Abwesenheit von (Fehl)Belastung macht noch nicht zufrieden, aber viel Fehlbelastung macht unzufrieden und krank. Unterschiede zeigen sich im Vergleich beider Branchen: Im Industriebetrieb wirken Belastungen in Arbeitstätigkeit und Arbeitsumfeld, in der Gesundheitsorganisation im Sozialklima und in der Arbeitsorganisation jeweils stärker. Durch das Wissen von branchenspezifischen Belastungen können wir zielgerichtete Vergleiche liefern und die Wirksamkeit der Evaluierung / Gefährdungsbeurteilung erhöhen.

ERFOLGSKRITERIEN FÜR ABS GRUPPE UND PSYBEPLUS

Die grundsätzlichen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einsatz sind bei beiden Verfahren:

  • „  Maßnahmen werden an der Quelle und kollektiv wirksam formuliert
  • „  Der gesamte Prozess ist partizipativ aufgebaut: Betroffene werden zu Beteiligten
  • „  Rückhalt des Prozesses durch die oberste Führung und die Führungskräfte
  • „  Klare Prozess-Struktur insbesondere bei Entwicklung und Entscheidung der Maßnahmen (Follow up)

VERANSTALTUNGSTIPP

Titel: Erfolgskriterien für eine wirksame Evaluierung arbeitsbedingter psychischer Belastungen

Am: 06. November 2018 von 09:00 Uhr bis 17:00 Uhr

Im Hotel „Zur Post“, Laaben 33, 3053 Laaben

Anmeldungen: https://online-services.auva.at/kursbuchung/Kursbeschreibung.aspx?Id=61864 Evaluierung / Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung